Um eine zuverlässige und zweckmäßige Videoüberwachung für Haus und Gewerbe effizient zu realisieren sind ein paar wichtige Faktoren vor der Projektierung im Vorfeld zu beachten:

  • Welchen Zweck soll die Videoüberwachung erfüllen?
  • Welche Überwachungskameras für welche Überwachungsanwendungen?
  • Analoge Kameras, IP Kameras oder WLAN Kameras für eine effiziente Videoüberwachung?
  • Welche Aufzeichnungsgeräte soll ich benutzen?
  • Ist meine Videoüberwachung von Anfang an DSGVO konform?


Welchem Zweck soll die Videoüberwachung dienen?

Jeder Betreiber einer Videoüberwachung soll sich vor dem Kauf einer Überwachungsanlage darüber Gedanken machen, zu welchem Zweck die Kameraüberwachung eingesetzt wird und vor allem was er davon erwartet. Dazu eine klärende Frage: soll die Videoüberwachung ein allgemeines Lagebild liefern, oder präzise und zuverlässig, unabhängig von der Tageszeit oder Witterungsverhältnissen, zur Überwachung und zum Schutz des Objektes maßgeblich beitragen?  

Um ein allgemeines Lagebild
(Abbildung1) vom Objekt darzustellen, ohne dabei große Ansprüche von den Überwachungsfähigkeiten wie beispielsweise eine zuverlässige Alarmierung durch die Videoüberwachung zu erwarten, sind keine besonderen Überwachungskameras notwendig. Bei den dafür benötigten Komponenten für eine solche Anwendung, handelt es sich meistens um Überwachungskameras mit einer fixen Brennweite in dem niedrigen Preissegment von 90 Euro bis 150 Euro. Diese Art von Überwachungskameras, werden meistens als Komplettsysteme anhand eines Videoüberwachung Set ab 700 Euro angeboten. Sollten Sie sich für ein solches Set entscheiden, achten Sie darauf, dass es sich um ein ONVIF fähiges System handelt und die Überwachungskameras einen nicht allzu überdimensionierten Blickwinkel haben. Ein zu großer Blickwinkel trägt oft dazu bei, dass die Überwachungskamera hinsichtlich der Nachbarschaft nicht DSGVO konform ist und Teilbereiche im Bildausschnitt unkenntlich gemacht (privatisiert) werden müssen.

 

Um eine effektive und zweckmäßige Videoüberwachung für den Schutz des Objektes zu realisieren, empfehlen wir grundsätzlich Überwachungskameras etablierter Hersteller mit variofokale Objektive einzusetzen (Abbildung 2). Dabei soll jede Überwachungskamera je nach Überwachungsaufgabe (Personenerkennung, Kennzeichenerkennung, mit KI- Künstliche Intelligenz oder ohne usw.) einzeln für den jeweiligen Anwendungsbereich ausgewählt werden. Gleiche Überwachungskameras können nur in seltenen Fällen unterschiedliche Überwachungsaufgaben erfüllen. Diese Art von Überwachungskameras, sind preislich ab ca. 350 Euro angesiedelt. Wenn Sie bereit sind eine gewisse Summe für Ihre Videoüberwachung zu investieren, raten wir zu einer Beratung im Vorfeld durch ein Fachgeschäft oder einen zertifizierten Errichter. Dadurch wird nicht nur die richtige Auswahl geeigneter Überwachungskameras für Ihre Videoüberwachung sichergestellt, sondern auch der Support bei Ausfällen oder sonstigen Problemen der Überwachungsanlage gewährleistet. Kontaktieren Sie uns! Unser Expertenteam für Videoüberwachung und Sicherheitstechnik steht Ihnen für eine ausführliche Beratung und Projektierung gerne zur Seite.

Welche Überwachungskameras für welche Überwachungsanwendungen?


Für eine Überwachungskamera im Außenbereich (Outdoor Kamera)
empfehlen wir grundsätzlich Bullet Kameras (Abbildung 3)  oder Turret Kameras (Abbildung 4), die mit Infrarotstrahlern außerhalb des Objektivs ausgestattet sind, wodurch in der Nacht keine Lichtreflexionen entstehen. Zudem empfehlen wir immer eine Überwachungskamera im Außenbereich einzusetzen die mit einer variablen Brennweite ausgestattet ist.

Durch die variable Brennweite kann die Überwachungskamera genaustens auf den Überwachungsbereich eingestellt werden und somit datenschutzgerechte „Schwärzungen“ für die Privatisierung im Bildbereich vermeiden. Zudem ist auf die Reichweite der Infrarotstrahler für die Nachtbilder zu achten. Durch eine zu hohe Montage der Überwachungskamera reduziert sich die Infrarotreichweite (Abbildung 5). Abgesehen davon, kann durch eine zu hohe Montage der Überwachungskamera eine sogenannte Vogelperspektive entstehen (Abbildung 6), die eine Identifizierung der Person unmöglich macht.

Die geeignete Montagehöhe einer Überwachungskamera für den Außenbereich beträgt maximal 4 Meter (Abbildung 7).  Ausgenommen von dieser empfohlenen Montagehöhe sind die PTZ 360° Kameras, welche mit Schwenk- Neige- und Zoomfunktionen ausgestattet sind (Abbildung 8) . Je nach Zoomvorrichtung können PTZ 360° Kameras durchaus in einer Höhe von 10 Meter montiert werden. Dabei sind die datenschutzrechtlichen relevanten Aspekte zu beachten, indem die PTZ 360° das eigene Grundstück als Überwachungsbereich bildlich nicht verlässt (Abbildung 8).

 

Grundsätzlich raten wir für die Montage einer Überwachungskamera im Außenbereich, auf die IP65 Schutzklasse oder höher, gegen Witterungseinflüsse zu setzen, sowie das von dem Hersteller empfohlene Montagezubehör für den Außeneinsatz unbedingt zu nutzen.

Für eine Überwachungskamera im Innenbereich (Indoor)
sind je nach Anwendung alle Kamerabautypen geeignet. Bevorzugt werden aus ästhetischen Gründen, durch ihr eher minimalistisches Erscheinungsbild, oft die Dome Kameras oder Turret Kameras. Sollte es auf eine gute Nachtsicht ohne Reflexionen ankommen, empfehlen wir grundsätzlich die Turret Kameras und nur bestimmte Modelle von Dome Kameras, bei denen die Infrarotstrahler von dem Objektiv separiert sind (Abbildung 9). Für Kameraeinsätze in langen Fluren ist die Ausstattung der Überwachungskamera mit „Korridor View“ (Korridor Ansicht) durchaus ratsam (Abbildung 10). Durch diese Einstellungsmöglichkeit der Überwachungskamera, schmälert sich der Bildausschnitt und passt sich auf die Breite des Flures an. Somit wird unnötig viel Wand links und rechts im Bild vermieden.



Analoge Kameras, IP Kameras oder WLAN Kameras für eine effiziente Videoüberwachung?


Durch die rapide technologische Entwicklung der Videotechnik, empfehlen wir grundsätzlich den zukunftsorientierten Einsatz von IP Kameras. Die Netzwerk- basierte Übertragung durch IP, eröffnet sehr viele technische Möglichkeiten, wie beispielsweise die KI-Künstliche Intelligenz für die moderne Videoüberwachung. Man spricht nicht mehr von einer gewöhnlichen Überwachungskamera, sondern von einer intelligenten IP Kamera die mit zahlreichen Überwachungsfähigkeiten zum Schutz ausgestattet ist und autonom arbeitet. Zudem bietet die moderne IP Kamera im Gegensatz zu anderen Überwachungskameras, einiges mehr an Auflösung für klare und scharfe Bilde. Auflösungen (Abbildung 11)  von 4K UHD (8 Megapixel) sind heutzutage nichts außergewöhnliches mehr. Mittlerweile bieten renommierte Hersteller wie Hikvision, Hanwha Techwin, Axis, Avigilon, Vivotek, Dahua und Mobotix, Auflösungen von 33 Megapixel (Abbildung 12) und höher.

 

WLAN Kameras sind zwar auch Netzwerkbasierend, allerdings findet die Bildübertragung via wireless (kabellos) per Funk statt. Somit sind die WLAN Kameras nicht nur in der Auflösung (bis maximal 4Megapixel) beschränkt sondern auch gegen elektromagnetische Einwirkungen wie beispielsweise Mobilfunk sehr anfällig. Erschwerend hinzu kommt, dass die einwandfreie Übertragung über WLAN immer von der Wandbeschaffenheit vor Ort abhängig ist. Aus diesem Grund machen seriöse WLAN Kamera Hersteller ausschließlich Angaben für die Reichweite bezüglich der Übertragung im Außenbereich. Daher ist eine WLAN Kamera (Abbildung 13) zwar eine bequeme Möglichkeit der Videoüberwachung, allerdings für Sicherheitsbereiche, wo es auf eine kontinuierlich zuverlässige Übertragung der Überwachungsbilder zum NVR Netzwerkvideorekorder (Abbildung 14) ankommt, nicht empfehlenswert.

 

Die analogen oder Analog HD Überwachungskameras bieten eine gute Alternative um eine veraltete Überwachungsanlage kostengünstig und ohne besonderen Aufwand aufzuwerten.
Für gewöhnlich übertragen die rein analogen Kameras die Bilder über RG59 oder RG60 Koaxialkabel mit einer maximalen Auflösung von bis zu 800 TV Linien (Abbildung 15). Durch die Neuentwicklung analoger HD Systeme wie TVI, CVI und AHD, ermöglichen Hersteller wie Hikvision, ENEO, Dahua und Hanwha Techwin, eine Bildübertragung über eine Koaxialleitung von bis zu 8 Megapixel (Abbildung 16). Allerdings ist ab einer Auflösung von 4 Megapixel auf die Bildrate (FPS) der Überwachungskamera zu achten. Je höher die Auflösung ist, desto mehr wird die Bildrate bis zu 15 FPS (Frames pro Sekunde) reduziert. Für gewöhnlich sind Überwachungsaufnahmen mit 15 FPS oft ausreichend. Handelt es sich um einen speziellen Anwendungsbereich wie Parkplatzüberwachung, wo mindestens 30 FPS benötigt werden, sind die analogen HD Kameras nicht geeignet. Rein „Kosten/Nutzen“ betrachtet, bringt die Analog HD Technologie einen Mehrwert insofern, dass die bereits vorhandene Verkabelung vor Ort nicht ersetzt werden muss um die Videoüberwachung auf Multimegapixel aufzuwerten. Handelt es sich bei dem Projekt um eine neue Überwachungsanlage, empfehlen wir auf die verkabelte Netzwerktechnik zu setzen.

 

Welche Aufzeichnungsgeräte soll ich nutzen?

Als zertifizierter Errichter für professionelle Videoüberwachung und Sicherheitstechnik, empfehlen wir grundsätzlich einen NVR Netzwerkvideorekorder sowie Hybrid Videorekorder oder Multisignal Videorekorder als Aufzeichnungsgerät einzusetzen (Abbildung 17) . Videorekorder erfüllen meistens nur eine einzige Aufgabe: die Verwaltung der Überwachungskameras. Dementsprechend sind diese viel leistungsfähiger als alle anderen Aufnahmegeräte.

Überwachungsaufnahmen auf einem NAS- Network Attached Storage (Massenspeichergerät) beispielsweise, sind meistens je nach Hersteller und Ausstattung mit einigen Hürden verbunden, indem viele intelligente Analysefunktionen der IP Kamera wie Alarme oder Personenerkennung nicht einwandfrei von der NAS abgebildet werden können. Ausnahmen sind spezielle NAS (Abbildung 18) die für die Videoüberwachung konzipiert wurden. Zudem sind die NAS oft mit Folgekosten für die Kameralizenzen verbunden.
 
Dauerhafte Videoüberwachungsaufnahmen auf eine SD Karte direkt auf die Überwachungskamera, sind nur bedingt empfehlenswert. Durch den begrenzten Speicher, werden normalerweise solche Aufnahme- Möglichkeiten nur für autark funktionierende Sicherheitskameras, wie mobile Kameras, Solar Kameras oder sonstige Standalone- Lösungen genutzt (Abbildung 19). Ebenfalls zu bedenken ist, sollte die Überwachungskamera gestohlen werden, sind die Überwachungsaufnahmen auch weg.

Überwachungsaufnahmen auf einem PC oder Notebook (Abbildung 20)  werden nicht empfohlen da diese Gerätschaften viele andere multiple Aufgaben erfüllen müssen, was durchaus die Aufnahmeleistung beeinträchtigen kann. 

Ist meine Videoüberwachung von Anfang an DSGVO konform?
Solange die Überwachungsbilder das eigene Grundstück nicht verlassen und die Aufzeichnung ohne Ton erfolgt, ist die Videoüberwachung DSGVO konform. Dabei sollte insbesondere auf öffentliche Bereiche wie Straßen, Bürgersteige sowie Gehwege (Abbildung 21), öffentliche Parkplätze aber auch Nachbarn (Abbildung 22) geachtet werden. Bei öffentlich zugänglichen Grundstücken oder Verkaufsräumen sollte der Besucher immer auf die Videoüberwachung anhand eines Schildes „Achtung Videoüberwachung“ im sichtbaren Bereich aufmerksam gemacht werden.



Dabei ist der Unterschied zwischen einer privaten und einer gewerblichen Videoüberwachung zu berücksichtigen. Die gewerbliche betriebene Videoüberwachung kann je nach Unternehmensgröße und Anwendungsbereichen mit zusätzlichen Datenschutzauflagen behaftet sein. Zu solchen Datenschutzauflagen gehört beispielsweise ein Datenschutzbeauftragter, der auch auf dem Warnschild namentlich vorhanden sein muss, Dokumentation der einzelnen Überwachungskameras über den Zweck der Videoüberwachung, beschränkte Videoaufzeichnung, Schutz des Persönlichkeitsrechtes der eigenen Mitarbeiter usw.  Daher empfehlen wir speziell für gewerbliche Videoüberwachung die Projektierung der Überwachungsanlage durch qualifizierte Errichter- Firmen zu veranlassen. Fragen Sie uns! Unser qualifiziertes Expertenteam für Videoüberwachung und Sicherheitstechnik steht Ihnen gerne zur Verfügung. 

 


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Bogdan Tamasan

Bogdan Tamasan

Herr Bogdan Tamasan ist seit 1994 in der Sicherheitsbranche tätig und seit 2011 geschäftsführender Gesellschafter der ESA GmbH German Protect mit über 27-jähriger Erfahrung im Bereich Sicherheitstechnik, Schutz, Prävention, Planung und Projektentwicklung. In seiner Tätigkeit als Sicherheitsberater für verschiedene Konzerne und Institutionen europaweit, konnte sich Herr Tamasan in dieser langen Zeitspanne eine fundierte und praxisnahe Erfahrung und Wissen aneignen, welches von Jahr zu Jahr durch verschiedene System- und Partnerzertifizierungen vertieft wurde. Ein kleiner Auszug seiner Zertifizierungen: Axis Solutions Partner, IHK zertifizierte Fachkraft für Video-Sicherheitstechnik, Hikvision Sub-Distributor, Vivotek Expert, Hanwha Security Engineering, Mobotix Advanced Partner, Avigilon Partner, Sony Video Security Gold Partner, Flir Partner, Eneo System Integrator, Bosch Partner, Seetec Professional, Milestone Partner, Wave Professional, Aimetis Certifed, zertifizierter Telenot Facherrichter und Stützpunkt, Planung und Einbau von Einbruchmeldeanlagen nach VdS 2311 und VDE 0833, Q-Geprüfte Fachkraft für Rauchmelder gemäß DIN 14676, Videofied zertifizierter Partner, Risco Certified, Jablotron zertifizierter Partner, Ajax zertifizierter Partner, rayTec Professional SimonsVoss Partner usw.