Tarnen von Überwachungskameras
In bestimmten Situationen kann es notwendig sein, Überwachungskameras verdeckt einzusetzen. Durch das Tarnen der Kameras lassen sich zum Beispiel bei einem begründeten Verdacht Beweise erlangen, um einen Täter oder eine Täterin zu überführen.
Der Einsatz von getarnten Überwachungskameras ist allerdings rechtlich gesehen kritisch zu bewerten und sollte nur in speziellen Einzelfällen erfolgen.
Mini Kameras zur getarnten Überwachung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Tarnung einer Überwachungskamera. Am häufigsten verbreitet sind zu diesem Zweck sogenannte Mini Kameras. Sie können überall dort verwendet werden, wo Kameras normaler Größe zu auffällig sind oder wo der verfügbare Platz für normale Kameras nicht ausreicht.
Normalerweise bestehen Mini Kameras aus zwei Hauptkomponenten: Dem Sensor bzw. dem Objektiv und der Auswerteeinheit. Das sehr kleine Objektiv wird über ein Kabel mit der Auswerteeinheit verbunden. Diese Bauweise macht den Einsatz der Kameraoptik auch an schwer zugänglichen Orten mit wenig Platz möglich. Das kleine Objektiv kann außerdem unauffällig platziert werden.
Mini Kameras lassen sich auf verschiedene Arten installieren. Sehr häufig werden sie durch eine Öffnung in der Wand oder in der Decke geführt. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Kameras in Gegenständen wie zum Beispiel einem Kugelschreiber, einer Uhr oder einem Stofftier zu platzieren – je nachdem, in welchem Kontext die Kamera eingesetzt werden soll.
Die Aufzeichnung der von der Kamera erzeugten Bilder kann je nach Modell und Integration in die Videoüberwachungsanlage lokal, zum Beispiel auf Speicherkarten, aber auch zentral auf einem Netzwerkrekorder (NVR) erfolgen. Dabei bietet die zentrale Speicherung den Vorteil, dass die Kamera zum Auslesen der Daten nicht geöffnet oder ausgebaut werden muss. Zudem bietet ein NVR deutlich mehr Speicherkapazität als eine Speicherkarte.
Als Stromversorgung einer Mini Kamera kommen sowohl Batterie oder Akku als auch die Anbindung per Stromkabel in Frage. Auch die Versorgung über PoE (Power over Ethernet), also direkt über das Datenkabel, ist eine Alternative. Eine zentrale Anbindung ist vorteilhaft, weil damit Batteriewechsel entfallen können.
Die Übertragung der Daten kann entweder drahtlos per WLAN erfolgen, was aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen ist, oder mithilfe von Kabeln stattfinden. Das Verlegen der entsprechenden Kabel erzeugt zwar einen zusätzlichen Aufwand, der aber aufgrund der höheren Sicherheit gerechtfertigt ist.
Weitere Varianten getarnter Überwachungskameras
Neben den Mini Kameras können auch andere Kameravarianten getarnt zum Einsatz kommen. Durch die Verwendung von passenden Behältern zur Tarnung wie zum Beispiel Attrappen für Möbelstücke oder Steine können auch größere Kameras unbemerkt eingesetzt werden.
Soll eine getarnte Überwachungskamera im Außenbereich zum Einsatz kommen, muss auf einen ausreichenden Schutz gegen Schmutz und Wasser geachtet werden. Angaben zur Widerstandsfähigkeit einer Kamera liefert die IP-Schutzklasse. So steht zum Beispiel IP 66 für vollständigen Schutz gegen Staub (erste Ziffer) sowie gegen starkes Strahlwasser (zweite Ziffer).
Sind getarnte Überwachungskameras rechtlich zulässig?
In der Regel ist die Videoüberwachung nur dann zulässig, wenn ausdrücklich auf sie hingewiesen wird. Das Aufnehmen von Personen ohne deren Wissen stellt eine Verletzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung dar.
Hinzu kommt, dass eine verdeckte Überwachung per Kamera Artikel 13 der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zuwiderläuft. Artikel 13 DSGVO sieht nämlich die Informationspflicht bei Datenerhebung vor.
Selbst zu Hause ist es nicht erlaubt, Personen ohne deren Einverständnis aufzunehmen und erst Recht nicht, die Aufnahmen weiterzugeben oder öffentlich zu machen.
Damit eine verdeckte Überwachung überhaupt in Erwägung gezogen werden kann, muss es einen konkreten Verdacht einer strafbaren Handlung oder einer anderen unerlaubten Tat geben, die mithilfe einer offenen Überwachung nicht aufgeklärt werden könnte.
Handelt es sich bei der Überwachung um eine rein präventive Maßnahme, so hat diese stets offen zu erfolgen.
Problematisch sind aus rechtlicher Sicht insbesondere versteckte Kameras, die Livebilder liefern und diese zum Beispiel online verfügbar machen.
Das alles zeigt: Bevor Sie eine getarnte Überwachungskamera einrichten, sollten Sie auf jeden Fall rechtlichen Rat einholen, denn bei Vergehen gegen die entsprechenden Gesetze drohen hohe Strafen.
Vor- und Nachteile getarnter Überwachungskameras
Der sicherlich größte Vorteil getarnter Überwachungskameras, der gleichzeitig Sinn und Zweck dieser Geräte darstellt, ist ihre Unauffälligkeit. Weil die Kameras nicht entdeckt werden, verhalten sich die Personen im Bild so, als würden sich nicht überwacht. Auf diese Weise können zum Beispiel Straftaten und andere unerlaubte Handlungen beweissicher festgehalten werden.
Dazu passt ein weiterer Vorteil: Auch solche Personen, die keine unerlaubten Handlungen planen, fühlen sich nicht überwacht, wenn die Überwachungskameras getarnt sind. Das kann zum Beispiel in Restaurants, Ladengeschäften oder anderen frequentierten Orten vorteilhaft sein.
Das aber führt zum größten Nachteil dieser Art der Überwachung: Sie ist nämlich in der Regel rechtlich unzulässig. Wer andere Personen aufnimmt, muss diese darüber informieren. Wer das unterlässt, kann sich strafbar machen.
Ein weiterer Nachteil getarnter Überwachungskameras, der insbesondere Mini Kameras betrifft: Durch das kleine Objektiv mit einer fixen Brennweite ist der Bildausschnitt festgelegt und die Lichtempfindlichkeit eingeschränkt. Der Einsatz bei schlechten Lichtverhältnissen oder bei Dunkelheit ist dadurch nicht möglich. Eine Ergänzung um Infrarotlicht wäre durch die damit verbundene LED zu auffällig und würde die Tarnung der Kamera gefährden.
Und nicht zuletzt entfällt bei getarnten Überwachungskameras der präventive Aspekt, der sich durch offen sichtbare Überwachungskameras ergibt. Straftäter werden also nicht von ihren Handlungen abgeschreckt.
Fazit
Getarnte Überwachungskameras können in besonderen Fällen dazu beitragen, Straftaten und andere Delikte aufzuklären. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zum Verbergen einer Kamera. Sehr verbreitet sind Mini Kameras, die sich in einer Wand, der Decke oder auch in Gegenständen verstecken lassen.
Auf jeden Fall sollte vor der Installation einer getarnten Überwachungskameras die Rechtmäßigkeit der Maßnahme überprüft werden.